29.10.2020

Krisen sind Veränderungsprozesse – und Veränderungen benötigen Entscheidungen. Doch warum fällt es uns oft nicht leicht, Entscheidungen schnell und konsequent zu treffen? Und was passiert eigentlich bei Veränderungen? Mit dem „House of Change“ beschreibt der Psychologe Claes Janssen die unterschiedlichen Phasen eines Veränderungsprozesses und bietet Dir einen Rahmen, zu erkennen und benennen, wo Du Dich gerade in diesem Prozess befindest. Das Modell unterscheidet zwischen vier unterschiedlichen Zimmern, die bei einem Veränderungsprozess durchlaufen werden:

  1. Zimmer der Zufriedenheit: „Es lebe der Status quo!“

Hier, im Bereich der vertrauten Komfortzone, fühlen wir uns wohl und geborgen. Alles ist prima, sicher und unter Kontrolle. Wir sind zufrieden und fläzen uns auf der Sonnenterrasse der Selbstzufriedenheit, genießen den Zustand und möchten das Erreichte erhalten. Diesen Status verlassen wir nur ungern. Meist wirft uns ein Ereignis aus diesem angenehmen „Zimmer“ heraus. Durch eine Einbahntür gelangen wir ins…

 

  1. Zimmer der Verleugnung: „Das darf einfach nicht wahr sein!“

Ein Veränderungsprozess hat begonnen. Es gibt kein direktes Zurück in das „Zimmer der Zufriedenheit“. Unsere erste Reaktion darauf: „Das darf einfach nicht wahr sein. Das kann ich nicht glauben!“ Wir wollen an dem Bisherigen festhalten und gestehen uns daher meist nicht ein, was da Unvorhergesehenes und vielleicht Unangenehmes vor sich geht. In diesem Zustand der Verleugnung handeln wir oftmals so, als ob alles in Ordnung sei, Während wir an dem Alten festhalten, empfinden wir im Inneren jedoch Unbehagen, Unsicherheit sowie Ärger. Nach außen werden oft emotionaler und rationaler Widerstand und Trotz sichtbar. Wir wehren uns dagegen, Dinge und Situationen loszulassen oder uns auf Neues einzulassen. Irgendwann erkennen wir allerdings, dass wir uns etwas vormachen. Damit öffnet sich die Drehtür zum…

 

  1. Zimmer der Verwirrung: „Was für ein Tohuwabohu!“

Im „Zimmer der Verwirrung“ fehlt es uns an Orientierung. Der Boden unter unseren Füßen ist weg und wir wissen noch nicht, wie es weitergehen soll. Wir fühlen uns ratlos, hilflos und frustriert. Nur langsam wächst die Erkenntnis, dass Abschied von vertrauten Aufgaben, Rollen und Menschen ansteht. Erst am Tiefpunkt angekommen, sind wir bereit, uns auf das Neue einzulassen. Das ist der emotionale Wendepunkt. In dieser Phase hilft vor allem Klarheit. Wir benötigen eine Ahnung des Neuen, zum Beispiel ein Bild der gewünschten Zukunft. Ist das nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass wir zwischen den Zimmern der Verleugnung und der Verwirrung hin- und herwandern, so dass der Aufenthalt in diesen Räumen sehr lange andauern kann. Nur für diejenigen, die das Bisherige loslassen, die anstehenden Veränderungen vollkommen akzeptieren und zu der ungewissen Zukunft „Ja“ sagen , ist der Weg frei für das..

 

  1. Zimmer der Erneuerung: „Ich habe etwas dazugelernt!“

Auf einmal tauchen die Silberstreifen am Horizont auf. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten, an die wir bisher nie gedacht haben. Nun heißt es: Ärmel hochkrempeln und los geht’s. Das Neue wird angepackt, in die Tat umgesetzt und ausprobiert. Wir machen neue Erfahrungen und lernen aus Rückschlägen. So kehrt Stück für Stück die Orientierung und das Gefühl der Handlungsfähigkeit zurück. Unser Stresslevel sinkt. Durch die Umsetzungserfolge ernten wir die Früchte, die wir bei der Erneuerung gepflanzt haben und kehren mit gestärkter Zuversicht und Leistungskraft wieder in das „Zimmer der Zufriedenheit“ zurück.

 

In welchem Zimmer befindest Du Dich gerade?