Dalia Das startete nach dem Abitur mit einem Jura-Studium. Es lief gut. Trotzdem wurde sie das nagende Gefühl nicht los, dass sie mit den Rechtswissenschaften noch nicht auf dem richtigen Weg war. Der Wechsel zum Studiengang „International Management“ an der Fachhochschule Dortmund erwies sich dann als Volltreffer. Heute leitet Dalia Das das von ihr gegründete Unternehmen „neuefische – School and Pool for Digital Talent“.
Man muss nicht immer Recht behalten
Eigentlich wusste Dalia Das genau, was sie will: ein Jura-Studium. Tatsächlich klappte es nach dem Abitur direkt mit einem Studienplatz an ihrer Wunsch-Uni in Münster. „Münster passte gut, weil ich da von zu Hause aus gut hinkommen konnte. Und Jura als Fach fand ich spannend, alles hat ja irgendwie mit Recht zu tun. Außerdem hantiere ich schon immer gern mit Sprache. Da erschien mir Jura durchaus passend, da geht es ständig darum, Texte auszulegen,“ begründet Das ihre Studienwahl. Die anfängliche Begeisterung wich bald schon großer Ernüchterung. „Mir war das Studium zu theoretisch, es bestand für mich zu viel aus Lesen und viel zu wenig aus spannenden Fällen“, berichtet Das. Parallel zum Uni-Leben arbeitete sie als studentische Hilfskraft in einer kleinen Unternehmensberatung, die Marktforschung betreibt und Unternehmen strategisch berät. „Ich habe erst mal so typische Aushilfstätigkeiten übernommen. Aber rechts und links vom Kopierer konnte ich viel von der eigentlichen Arbeit mitbekommen, die fand ich sehr interessant. Vor allem der unmittelbare Praxisbezug gefiel mir sehr.“ Als ein Kollege ihr vorschlägt, das Studienfach zu wechseln, um später im Unternehmen mitarbeiten zu können, kommt Das ernsthaft ins Grübeln. „Ich hatte meine ersten Jura-Prüfungen ganz ordentlich gemacht. Aber so richtig zielführend erschien mir das nicht mehr. Und einfach weitermachen, nur um das Studium zu Ende zu bringen? Dafür lagen noch zu viele Semester vor mir, ich war ja gerade erst im zweiten Semester angekommen,“ erzählt sie.
Neustart mit neuem Studienfach
Es war für Dalia Das nicht ganz einfach, ihren Eltern und ihrem Freundeskreis den Kurswechsel plausibel zu machen. „Ich hatte ja durchaus Erfolg im Studium, Freunde gefunden, eine funktionierende Lerngruppe. Das war alles irgendwie gut. Aber ich hatte das Gefühl: Mein Jurastudium begeistert alle anderen mehr als mich.“ Dazu kam: Durch den Studierendenjob in der Unternehmensberatung entdeckt Das ihr Faible fürs Internationale. „Ich fand es toll, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in anderen Ländern unterwegs waren. Die Beratungsfirma hat ein Büro in Paris und in Kopenhagen, das fühlte sich schon wie die große weite Welt an. Mit einem deutschen Staatsexamen in Jura hingegen kann man nicht ohne weiteres im Ausland arbeiten.“ Kurzentschlossen bewirbt sich Das auf Studiengänge, die damals ganz neu an Fachhochschulen angeboten werden. „Ich wünschte mir Praxisbezug, die Chance, im Ausland zu studieren, und einen international anerkannten Abschluss zu machen“, erläutert Das. Sie bekommt eine Zusage der Fachhochschule Dortmund für den Studiengang „International Management“, inklusive zwei Semester Auslandsstudium an ausgewählten Partnerhochschulen. Das lacht, als sie erzählt: „Tja, da musste ich mich plötzlich entscheiden, ob ich mich wirklich exmatrikuliere und mich woanders wieder einschreibe. Es war schon ein seltsames Gefühl, die Jura-Exmatrikulation in der Hand zu halten. Ich habe die tatsächlich aufbewahrt.“ Die Freude über den Neustart überwiegt schließlich. Das studiert vier Semester in Dortmund und geht für zwei Semester nach Amsterdam. Zum Studiengang gehört zudem ein praktisches Auslandssemester, dafür geht Das nach Kopenhagen. Und schreibt dann zu guter Letzt ihre Diplomarbeit.
Begeisterung für Online und Bildung
Nach dem Studienabschluss beginnt Das ihre Berufstätigkeit tatsächlich bei der Unternehmensberatung, bei der sie noch als Jura-Studentin gejobbt hat. Danach folgen Stationen bei AOL Deutschland und Bertelsmann. Dabei entdeckt Das ihre Faszination fürs Digitale: „Das Internet hat mich total begeistert. Ein klassisches Medienhaus wie Bertelsmann auf digitale Produkte und Prozesse umzustellen, war eine echte Herausforderung“. Das arbeitet ab 2009 bei Bertelsmann in verschiedenen Positionen der Geschäftsentwicklung. Als das Medienhaus in den Bildungsbereich einsteigt, nutzt sie die Gelegenheit und sucht in den USA nach Modellen für innovative, alternative Bildungswege. Dort lernt sie das Konzept der
Programmierungs-Bootcamps kennen. „In den Bootcamps werden Quereinsteiger/innen in nur drei Monaten für digitale Berufe qualifiziert,“ berichtet Das. „Die Teilnehmer/innen wollen sich zum Teil Jobs mit besseren Perspektiven erarbeiten, andere möchten einfach Teil dieser neuen, spannenden Berufswelt werden. Das funktioniert da sehr, sehr gut.“
Gründen mit guten Gründen
Nach ihrer Elternzeit steht für Dalia Das noch einmal ein shift an: Das ständige Reisen in die USA passte einfach nicht mehr zu mir. Um Familie und Beruf, Liebe zum Digitalen und zum Unternehmerischen nach eigenen Bedürfnissen unter einen Hut zu bekommen, beschließt sie: Die Bootcamps sind doch eigentlich auch ein Format für Deutschland! Das nimmt sich ein Jahr Zeit, ihre Idee auf Bits und Bytes zu prüfen. Sie spricht mit Personalverantwortlichen und Geschäftsführungen, klärt Bedarf und Zweifel bei den Unternehmen, informiert sich über notwendige Ausbildungsinhalte – und gründet 2018 ihr Unternehmen „neuefische School and Pool for Digital Talent“. Seitdem können unter anderem Studienaussteiger/innen in drei Monaten Intensivkurs die Weichen für ihr Berufsleben in der digitalen Welt neu stellen. Damit sich der Weg ins Berufsleben endlich wieder richtig anfühlt.
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Aber gern: https://neuefische.de/
Oder lies Teil 2 unseres Interviews mit Dalia Das. Sie erklärt ausführlich, wie das Angebot funktioniert.