20.03.2018

Und jetzt? Wer sich dazu entschließt, sein Studium abzubrechen, steht vor der Frage, was danach kommt. Wie man darauf eine Antwort findet, weiß Franziska Fischer. Sie ist Projektleiterin bei Step up! Karrierewege, einem Verein, der Studienabbrecher/innen ebenso wie Schüler/innen und Azubis bei der Suche nach persönlich passenden Zukunftsperspektiven unterstützt. Und: Sie ist selbst Studienabbrecherin.

Was ist die größte Schwierigkeit?

Vielen fällt es schwer, im Dschungel der Möglichkeiten herauszufinden, welche nun die beste ist. Oft erhöht ein Studienabbruch den Druck, im zweiten Anlauf unbedingt richtig liegen zu müssen. Anhaltspunkte werden dann oft im Umfeld gesucht: Was machen meine Freunde? Was ist gerade gefragt am Arbeitsmarkt? Die entscheidenden Hinweise finden sich aber in jedem selbst. Je besser ich mich kenne, umso genauer weiß ich, wo mein Platz ist. Sich mal richtig unter die Lupe zu nehmen, eigene Stärken und Antreiber zu identifizieren, ist die größte Herausforderung – und zugleich die wichtigste Stellschraube.

Wie macht man das – sich selbst unter die Lupe nehmen?

Am Anfang steht eine intensive Nabelschau: Welche Eigenschaften zeichnen mich aus? Worauf bin ich stolz? Wie stelle ich mich einem Fremden gegenüber vor? Anschließend würde ich Freunde und Bekannte danach fragen, wie sie mich beschreiben und was sie an mir schätzen. Man selbst ist ja manchmal blind, was die eigenen Stärken betrifft. Die Liste wirkt in zwei Richtungen. Zum einen liefert sie erste Hinweise für das neue Studium oder die neue Ausbildung. Zum anderen sagt sie auch: Ich habe viel zu bieten. Das kann mich sich nach einer Erfahrung wie dem Abbruch gar nicht oft genug sagen.

Was kommt danach?

Man muss natürlich auch können, was man macht. Deswegen sollte ich mich mit meinen Fähigkeiten beschäftigen: Was fällt mir leicht? Was war – trotz Abbruch – gut am Studium? In welchen Fächern konnte ich punkten? Es hilft dabei, sich zurückzuerinnern an Feedback-Situationen: Wofür wurde ich gelobt? Was kann ich besser als andere? Jeder sollte das tun, worin er gut ist. Also muss ich mein „Gut“ herausschälen.

Welche Aspekte fließen neben Eigenschaften und Fähigkeiten in die Entscheidung ein?

Aus eigener Erfahrung kann ich nur raten, sich vorzustellen, wo man später einmal stehen möchte, wie das Leben und die Arbeit aussehen sollen. Ich selbst habe nach dem Abitur Jura studiert. Ich mochte das Rationale und die Arbeit mit Fakten. Aber das Studium an sich – die vielen frustrierenden Prüfungen, das theoretische Denken – hat gar nicht zu mir gepasst. Außerdem habe ich mich nie als Anwältin gesehen. Ich wollte zupacken und beweisen, dass ich etwas kann. In einer handfesten Branche und mit Kollegen, die nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern ganz direkt sind. Genau das konnte ich in der Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau tun.

Welchen Tipp gibt es für Studienabbrecher/innen?

Mein Tipp wäre, die Erfahrung als Chance zu sehen, sich neu auszurichten. Und zwar so, dass ich mich mit dem Thema, der Herangehensweise, den Menschen und Aussichten rundum wohlfühle.

Wie unterstützt Step up! Karrierewege dabei?

Wir bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich um ein Karrierestipendium zu bewerben. Kernbestandteil des Stipendiums ist eine sehr persönliche Berufsberatung, für die wir uns einen ganzen Tag Zeit nehmen. Wir richten einen wertschätzenden Blick auf Talente und Potenziale und arbeiten heraus, was den einzelnen motiviert und antreibt. Auf dieser Basis entwickeln wir einen konkreten Plan und empfehlen passende Ausbildungen, Studiengänge und Berufe. Wenn sich Stipendiaten für einen Bereich oder eine Branche entschieden haben, stellen wir für sie den Kontakt zu Mentoren her, die hier erfahren sind und gerne Auskunft geben. Außerdem unterstützen wir dabei, Bewerbungsunterlagen zu erstellen und sich auf Bewerbungsgespräche vorzubereiten.

Tipp: Step up! nimmt jederzeit Bewerbungen um einen Platz im Stipendienprogramm entgegen. Mehr Infos gibt es unter www.stepup-ev.de.