Ja, nein, ich weiß nicht… Seit das Semester wieder losgegangen ist, plagt dich das mulmige Gefühl: Ob das alles so seine Richtigkeit hat? Eigentlich macht dir dein Studienfach keine rechte Freude mehr. Aber ganz auf die Uni verzichten erscheint dir auch nicht als die Lösung. Wenn du dir unsicher bist, ob deine Zweifel am Fach oder am Studium insgesamt liegen, kann diese Übung dir helfen, Klarheit zu gewinnen. Vorteil: Dein Kopf hat erst einmal Sendepause. Dafür lässt du deine anderen Sinne zu Wort kommen!
Klären mit System
Die Übung, die wir dir vorstellen möchten, kommt aus der systemischen Beratung und leitet sich vom Instrument der systemischen Aufstellung ab. Praktisch: Sie funktioniert, ohne dass du dich erst mal in komplizierte Theorien vertiefen musst.
>> DAS BRAUCHST DU <<
> drei Blatt Papier (so groß, dass du dich draufstellen kannst) <
> Edding <
> Platz <
> ein bisschen ungestörte Zeit <
>> SO GEHT’S <<
Schreibe auf zwei der Blätter je eine der Optionen, die dich umtreiben, z.B. „Ich bleibe bei meinem Studienfach“ / „Ich wechsle mein Studienfach“ oder „Ich bleibe beim Studium“ / „Ich steige aus dem Studium aus.“
Aus dem dritten Blatt wird dein Joker. Du beschriftest es mit der Option „Ich will keins von beiden“.
Mische die Blätter so lange, bis du nicht mehr weißt, was auf welchem Blatt stand.
Lege die Blätter mit der Beschriftung nach unten auf den Boden in deinem Zimmer. Wo, kannst du ganz nach Gefühl entscheiden.
Jetzt Schuhe aus und rauf aufs erste Blatt. Welches es sein soll, entscheidest du ebenfalls einfach intuitiv.
Und dann: Spüren! Wie fühlst du dich? Kraftvoll? Oder angespannt? Oder entspannt? Was macht dein Atem? Wie ist deine Körperhaltung? Lass dir ruhig ein wenig Zeit. Du kannst auch die Augen schließen.
Notiere anschließend, wie es dir auf dem Blatt ergangen ist. Du kannst auch einfach deine Wahrnehmung mithilfe der Diktierfunktion auf dein Handy aufnehmen.
Dann runter vom Blatt und einmal ausschütteln. Such dir das nächste Blatt – und wieder: Spüren. Wahrnehmen. Notieren. Ausschütteln. Drittes Blatt…
Vergleiche auch, ob bzw. welche Unterschiede es zwischen den einzelnen „Standpunkten“ gibt. Wo fühlst du dich wohler? Welches Blatt gibt dir Energie?
Wenn du dich durch alle Blätter durchgearbeitet hast, drehst du sie um und vergleichst, was du dir zu den einzelnen Standpunkten notiert hast.
>> DAS BRINGT’S <<
Im besten Fall hast du ein klares Ergebnis – etwa ein eindeutig positives Gefühl auf einer der beiden Handlungsoptionen. Das bedeutet nicht, dass danach alle Frage geklärt sind. Aber zumindest hast du einen authentischen Anhaltspunkt, in welche Richtung du weitermachen kannst. Wenn sich etwa herausstellt, dass dir die Option „Ich wechsle mein Studienfach“ einen echten Energieschub gegeben hat, kannst du dich dazu informieren und beraten lassen.
Wenn du merkst, dass die beiden Entscheidungsoptionen sehr ähnliche Gefühle und Wahrnehmungen bei dir ausgelöst haben – auch ein wichtiger Hinweis! Du weißt dann zumindest, dass es dir wahrscheinlich nicht hilft, krampfhaft an einer Lösung festzuhalten. Besser: Such dir kompetente Unterstützung für deinen weiteren Entscheidungsprozess. Zum Beispiel bei den Beratungsstellen der Hochschulen und des Studierendenwerks Hamburg.
Und wenn „Keins von beiden“ rauskommt? Das ist ebenfalls absolut in Ordnung. Und ein wichtiger Hinweis darauf, dass womöglich die Alternativen noch nicht richtig benannt sind. Du kannst dich von da aus auf die Suche machen, wo stattdessen eine für dich stimmige Lösung liegen könnte. Auch dabei findest du Unterstützung bei den Beratungsstellen von Hochschulen und des Studierendenwerks Hamburg.
Tipps:
>> Es gibt kein richtig oder falsch! Bei dieser Übung geht es darum, sich zu vergegenwärtigen, was ist. Häufig bringt dich das Sich-Einlassen auf die Wahrnehmung auf ganz unerwartete Erkenntnisse. Diese Erfahrung kannst du für deinen weiteren Entscheidungsprozess nutzen.
>> Vielleicht möchtest du lieber eine/n Freund/in dabeihaben? Kein Problem! Er/Sie kann dich dabei begleiten, deine Wahrnehmung auf den einzelnen Standpunkten zu erforschen und festzuhalten.
Vielleicht hast du Lust, deine Erfahrung mit dieser Übung auf unserer Facebook-Seite mit anderen zu teilen? Oder du hast selbst Tipps, die dir schon mal bei einer Entscheidung geholfen haben? Wir freuen uns auf deinen Beitrag!