13.09.2018

Als Florian Frommholz noch Physik studierte, quälte er sich häufig in seine Seminare, Vorlesungen und Übungen. Dabei faszinierte ihn Physik schon lange. Schnell war ihm klar: Es musste mehr Praxis sein. Frommholz stieg aus dem Studium aus und startet nun mit seiner Ausbildung zum Fluglotsen bei der DFS Deutsche Flugsicherung (DFS) richtig durch. Seit fast einem Jahr ist er inzwischen dabei – und sagt immer noch: „Ich freue mich jeden Tag wieder drauf!“

„Der Weltraum: unendliche Weiten …“ – Star Trek ist mit daran schuld, dass Florian Frommholz auf dem DFS-Campus in Langen bei Frankfurt Navigation und Luftrecht, Flugzeugtypenkunde und Meteorologie, Luftfahrt-Englisch und Sprechfunkverfahren lernt sowie im Simulator Flugzeuge von A nach B lotst. Allerdings auf Umwegen: Weltraum, physikalische Phänomene und theoretische Modelle faszinierten ihn als Schüler besonders. „Zusammen mit meinem Vater habe ich viel Star Trek geguckt. In der achten, neunten Klasse stand dann Astrophysik auf dem Stundenplan, das fand ich extrem spannend“, erinnert sich Frommholz. In der Oberstufe wuchs seine Neugier auf Physik weiter. Die Begeisterung für Quantenphysik, Quantenmechanik und Stringtheorie sorgte dafür, dass er direkt nach dem Abi sein Physikstudium in München aufnahm. Das hatte er sich jedoch anders vorgestellt: „In der Schule haben wir viel experimentiert und überlegt, warum könnte das so oder so sein. An der Uni ging es darum, alles bis ins kleinste Detail auszurechnen.“ Frommholz’ Faszination für Physik war ziemlich schnell „zu Tode gerechnet“; er beschloss nach dem ersten Semester, aus dem Studium auszusteigen.

Mit Gelassenheit durch den Eignungstest

Familie und Freunde bestärkten Frommholz in seiner Entscheidung. Der angehende Fluglotse ist überzeugt: „Man sollte den Mut haben, früh aufzuhören. Sonst quält man sich noch drei oder vier Semester durch und verliert wertvolle Zeit.“ Der Weg in die Ausbildung verlief bei aller Zielstrebigkeit dennoch zufällig. Frommholz hatte sich bereits für einen anderen Studiengang entschieden, als er in der Lokalzeitung einen Bericht über den Beruf des Fluglotsen/der Fluglotsin las. Sein Vater schlug ihm vor, sich einfach einmal zu bewerben. Tatsächlich erhielt Frommholz eine Einladung zur Voruntersuchung, der bundesweiten Eignungsprüfung beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg. Nach zwei Tagen Tests zu Sprachkompetenz in Englisch, räumlichem Vorstellungsvermögen, Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, Multitasking und Zahlenaffinität gehörte Frommholz zu seiner eigenen Überraschung zu den Kandidaten und Kandidatinnen, die zur DLR-Hauptuntersuchung nach Hamburg eingeladen wurden. Und nahm auch diese Hürde. „Ich denke, dass mir meine gelassene Einstellung geholfen hat“, sagt Frommholz. „Ich hatte ja noch eine gute Alternative. Darum stand ich sicher weniger unter Druck als Menschen, die unbedingt gut abschneiden müssen.“ Mit am schwierigsten fand er den Konzentrationstest: „Da machst du eine Stunde lang extrem langweilige, monotone Aufgaben“, erinnert er sich. „Es sollen tatsächlich schon Leute dabei eingeschlafen sein.“ Gut zu wissen, dass nur Bewerberinnen und Bewerber in die Ausbildung kommen, die auch bei ereignislosen Phasen im Flugverkehr hellwach bleiben.

Karriere nicht nur vorm Monitor

Die Ausbildung selbst absolvieren alle Teilnehmenden an der Akademie der DFS in Langen. Vor Beginn der 13 bis 15 Monate dauernden Lehrgänge gibt es einen Schnuppertag zum Kennenlernen; die DFS hilft auch dabei, eine Unterkunft zu finden. Die ersten Monate pauken die Auszubildenden Theorie, dann kommen mehr und mehr Übungen im Simulator dazu. Nach der Abschlussprüfung folgen ein bis zwei Jahre Training on the Job – je nach Lehrgangsziel im Tower eines Flughafens oder in einer der vier Flugsicherungszentralen (Center) der DFS in Deutschland. Ob man für Tower oder Center ausgebildet wird, entscheidet sich nach dem aktuellen Bedarf. Dank Berufserfahrung und entsprechenden Weiterbildungen können Fluglotsinnen und Fluglotsen in Führungspositionen aufsteigen, ihr Wissen als Ausbildende oder Fachlehrende an die nächste Generation weitergeben, den Nachwuchs prüfen, Verfahren und Vorschriften für technische Systeme weiterentwickeln oder ihr Können in internationalen Projekten einbringen.

Berufswahl als Richtungsentscheidung

Zurzeit sind Fluglotsen gesucht. Man muss für den Job jedoch auch gemacht sein, denn er ist eine Richtungsentscheidung: Die Ausbildung ist so spezialisiert, dass ein Wechsel in andere Berufsfelder meist eine weitere Ausbildung oder ein Studium braucht. „Außerdem arbeiten wir im Schichtdienst, am Wochenende und an Feiertagen“, sagt Frommholz. Im Gegenzug gibt es verkürzte Arbeitswochen und ein sehr attraktives Gehalt. Das aktive Berufsleben endet in der Regel mit etwa 55 Jahren.

Florian Frommholz freut sich auf die neue Richtung in seinem Berufsleben: „Schon jetzt macht mir die Arbeit unheimlich viel Spaß. Im Physikstudium musste ich wild vor mich hinrechnen, ohne ein Ziel in Sicht. Jetzt habe ich die Gewissheit: Was ich lerne, brauche ich auf jeden Fall im meinem Beruf.“

 

Du möchtest mehr über die Ausbildung zur Fluglotsin/zum Fluglotsen wissen? Die DFS informiert dich auf ihrer Webseite , auf Facebook und Instagram (dfs_campuswelt).

Eindrücke aus der Ausbildung gibt es auch im Azubi-Blog der DFS.

Seit kurzem ebenfalls möglich: Fluglotse/Fluglotsin werden mit Studium