Nicht immer führt der Studienausstieg in eine betriebliche Ausbildung. Jonny Grosse hat sein Fahrzeugbau-Studium gegen die Fachschule Umweltschutztechnik der Beruflichen Schule Bautechnik BS 08 getauscht. Sein neues Berufsziel: staatlich geprüfter Umweltschutztechniker.
Bleiben oder gehen
Wichtig war es ihm schon, das Studium zum Ingenieur des Fahrzeugbaus. Nach dem Abi am Technischen Gymnasium bewarb sich Jonny Grosse um einen Studienplatz und verfolgte dieses Ziel mit aller Konsequenz. Schließlich klagte er sich erfolgreich ein. „In der ersten Zeit habe ich gut mitgemacht“, so Grosse. „Aber mir fehlte im Vergleich zu vielen Mitstudierenden einfach das praktische Vorwissen.“ So blieben viele Studieninhalte blutleer und abstrakt. Grosse resümiert: „Am Ende des ersten Semesters hatte ich nur zwei Scheine und musste dann parallel Kurse besuchen, um das Versäumte nachzuholen. Das hat gar nicht geklappt.“
Am Studium hielt er dennoch fest. Erst dann fiel die Entscheidung, etwas ganz Anderes zu machen. „Mit dieser Entscheidung habe ich mich echt schwergetan – ich wollte das irgendwie schaffen. Nach etwa zwei Jahren war dann doch klar: Ich muss hier aufhören“, erzählt Grosse. Was ihm half: „Mein Bruder hat später als ich sein Studium begonnen, aber noch vor mir wieder abgebrochen und eine Ausbildung angefangen. Da dachte ich, ok, geht doch.“
Grün ist die Hoffnung
Nicht nur das schleppend laufende Studium sorgte bei Jonny Grosse für Zweifel. „Mir wurde irgendwann klar, dass ich als Fahrzeugbauingenieur vor allem am Rechner sitzen werde.“ Die Erkenntnis „Meinen Berufsalltag wünsche ich mir komplett anders“ motivierte Grosse dazu, noch aus dem Studium heraus in ein anderes Berufsfeld zu wechseln. Er jobbte auf 450-Euro-Basis bei einer Gärtnerei und absolvierte dort schließlich erfolgreich eine Ausbildung zum Gärtner. Bereits während der Ausbildung informierte sich Grosse über zusätzliche Qualifikationsmöglichkeiten. „Umwelttechnik interessiert mich schon immer, das ist ein Beruf mit Zukunft und ich kann damit was verändern“, erläutert er seine Entscheidung für die Fachschule Umweltschutztechnik an der BS 08.
Von wegen Schulbank
Die schulische Ausbildung dauert zwei Jahre, gelernt wird in Vollzeit. Aber nicht nur am Schreibtisch: „Gleich in der zweiten Schulwoche waren wir jeden Tag auf Exkursionen in Betrieben und Unternehmen“, berichtet Grosse. Naturschutzgebiete, Hamburg Wasser, der Energieberg Georgswerder und Produktionsstätten alternativer Baustoffe sind nur einige der Stationen, die Grosse und seine Mitschüler/innen besucht haben. Einblicke in die Praxis kommen auch in dem laufendem und dem folgenden Schuljahr nicht zu kurz. Der Stoff teilt sich auf 15 Lernfelder und ein dreiwöchiges Pflichtpraktikum auf. Zu jedem Lernfeld gehören Exkursionen in Betriebe und Unternehmen. Beim Thema Recycling etwa konnten sich die Schüler/innen vor Ort über Altölaufbereitung oder Wiederverwertung von Asphalt informieren.
Gute Praxis
Jonny Grosse schätzt an der Fachschule Umweltschutztechnik zudem die Lernatmosphäre und den Austausch zwischen den Schüler/innen. „Pro Lernfeld gibt es ein, zwei Wochen Input. Dann geht es los mit der Projektarbeit in Gruppen“, beschreibt Grosse den Schulalltag. Jede Projektarbeit schließt mit einer Präsentation und einer Mappe ab. Die zugehörige Klausur müssen die Schüler/innen dann wieder jede/r für sich schreiben. Engen Praxisbezug bringen auch die Lehrer/innen mit, die Grosses Klasse unterrichten. Erfahrene Bautechniker gehören beispielsweise ebenso dazu wie eine promovierte Chemikerin. Beste Voraussetzungen, den anspruchsvollen Stoff zu meistern, so Grosse: „Man kann da direkt nachfragen. Und wenn es doch mal eng wird, haben wir auch noch die Möglichkeit, einen persönlichen Lerncoach zu bekommen. Außerdem können wir uns noch an die Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer wenden.“
Und was ist mit Geld?
Für Menschen mit Wohnsitz in Hamburg fallen an der Fachschule Umweltschutztechnik keine Schulgebühren an. Das ist nicht überall so. „Ein Schulkollege von mir ist extra von Hessen nach Hamburg gezogen, um die Ausbildung zu machen“, berichtet Grosse. Viel Spielraum für Zusatzverdienste lässt die Vollzeitschule dennoch nicht. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es aber finanzielle Fördermöglichkeiten. Grosse denkt zudem langfristig: „Ein Gärtnergehalt ist nicht gerade üppig. Mit der Schulausbildung kann ich zukünftig mehr verdienen.“ Mindestens genauso wichtig ist ihm jedoch: „Es geht ja nicht nur ums Finanzielle. Sondern darum, dass man sich weiterbildet und persönlich weiterkommt.“
Lust auf Umweltschutztechnik?
Umweltschutztechniker/innen lösen umwelttechnische Probleme aller Art – zum Beispiel für Behörden, öffentliche Einrichtungen, Verbände und Institutionen sowie Wirtschaftsunternehmen. Dabei müssen sie gesetzliche Anforderung zur Luftreinhaltung, zum Gewässer- und Naturschutz und viele andere Schutzvorschriften im Auge behalten. Ihre Aufgaben sind vielseitig: Messungen durchgeführen und auswerten, Anlagen planen und überwachen, Konzepte zur Abfallvermeidung erstellen, Firmen zum Umweltschutz beraten – und das ist noch nicht alles.
Mehr Informationen gibt’s bei der Fachschule Umweltschutztechnik:
Alle Fragen zu Zugangsvoraussetzungen und Ausbildung beantwortet Peter Corleis:
Fon: 040-428924-400, Mail: Peter.Corleis@bs08.de